Neue humanitäre Gaza-Hilfen: Darum sind sie umstritten
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"Gaza Humanitarian Foundation":Neue Gaza-Hilfen: Darum sind sie umstritten
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Kann eine neue Initiative die Lage im Gazastreifen verbessern? Nein, sagen UN und zahlreiche Hilfsorganisationen. Worum es bei dem Plan geht und warum er kritisiert wird.
Ein deutscher Rettungssanitäter und Einsatzleiter war für eine Berliner Hilfsorganisation in Gaza, um dort Schwerverletzte zu evakuieren. Was hat er dort erlebt und wie konnte er den Menschen dort helfen?08.05.2025 | 2:01 min
Seit mehr als zwei Monaten lässt das israelische Militär keine Hilfslieferungen mehr in den Gazastreifen. Die humanitäre Lage ist katastrophal. Es fehlt an Lebensmitteln, Trinkwasser, Medikamenten und Dingen des täglichen Bedarfs.
Ein neuer Plan soll helfen. Doch er steht massiv in der Kritik, unter anderem von den Vereinten Nationen. Wichtige Fragen zu dieser Initiative im Überblick:
Gaza-Hilfsplan: Worum geht es?
Eine neue Stiftung, die "Gaza Humanitarian Foundation" (GHF), soll laut bisher noch nicht offiziell verkündeten Plänen die Verteilung von Hilfsgütern in dem abgeriegelten Küstenstreifen neu organisieren.
Die Stiftung will über vier Logistikzentren Hilfsgüter an die Palästinenser verteilen - am Zugriff der Terrororganisation Hamas vorbei. Private Sicherheitsleute sollen die Routen und Verteilzentren sichern, israelische Soldaten hingegen nicht an der Ausgabe beteiligt sein.
Israel will seine Offensive in Gaza gegen die Hamas wohl noch weiter verschärfen. Das sollen Netanjahu und das Sicherheitskabinett beschlossen haben, berichten israelische Medien.05.05.2025 | 1:21 min
Die Streitkräfte werfen der Hamas vor, die Hilfsgüter zu überhöhten Preisen an die notleidende Bevölkerung zu verkaufen und mit den Einnahmen ihre Kämpfer und Waffen zu bezahlen.
Wer steckt hinter dem Plan?
Die GHF ist eine neu gegründete Organisation aus privaten US-Sicherheitskräften, ehemaligen Soldaten und Vertretern von Hilfsorganisationen, ansässig in Genf in der Schweiz.
Die Ausarbeitung des Plans wurde nach Angaben des US-Botschafters in Israel, Mike Huckabee, von US-Präsident Donald Trump angestoßen und wird von der israelischen Regierung unterstützt. Nach Angaben Huckabees haben bereits eine Reihe von Partnern ihre Unterstützung für das neue Verteilsystem von humanitärer Hilfe zugesagt - Details wollte er allerdings nicht nennen.
Deutschlands neuer Außenminister Johann Wadephul ist nach Israel aufgebrochen. Neben Regierungschef Benjamin Netanjahu will er den palästinensischen Ministerpräsidenten Mohammed Mustafa treffen.10.05.2025 | 0:22 min
Welche Kritik gibt es an der Initiative?
Die Vereinigten Arabischen Emirate wollen den neuen Plan für die Lieferung von Hilfsgütern in den Gazastreifen einem Bericht der "Times of Israel" zufolge nicht finanzieren. Der Plan sei laut der Ministerin für internationale Zusammenarbeit, Reem Al Hashimi, nicht geeignet, die humanitäre Krise im Gazastreifen zu lösen.
Die humanitäre Lage im Gazastreifen ist weiterhin kritisch. Nun wollen die USA und Israel Hilfslieferungen in den Gazastreifen bringen. Eine private US-Firma soll dann die Verteilung organisieren.03.05.2025 | 0:22 min
Das Kinderhilfswerk Unicef hält die Pläne der Stiftung zur Übernahme der humanitären Hilfe im Gazastreifen für gefährlich. Sollten Güter wie angekündigt nur in bestimmten Verteilzentren ausgegeben werden, könnten Zivilisten auf dem Weg dorthin ins Kreuzfeuer des Krieges geraten, sagte Unicef-Sprecher James Elder. Alte, behinderte Kinder, Kranke und Verletzte könnten die Verteilzentren überhaupt nicht erreichen, warnte er.
Als Konsequenz dieses Plans steigt die Wahrscheinlichkeit, dass noch mehr Kinder sterben und verletzt werden, oder dass sie noch größeren Risiken ausgesetzt werden.
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James Elder, Unicef-Sprecher
Elder erklärte, die bisherigen Pläne, die den Organisationen vorgelegt worden seien, schienen darauf ausgelegt, die Kontrolle über lebensnotwendige Güter als Druckmittel zu verstärken. Das stehe nicht im Einklang mit Israels Verpflichtung, unparteiische Hilfe zu ermöglichen. Internationale Hilfsorganisationen sehen jeden Versuch Israels, mehr Kontrolle über die Hilfe auszuüben, skeptisch. In dem Antrag der GHF werden ähnliche Pläne vorgelegt, wie sie auch Israel in den vergangenen Wochen lanciert hatte.
Die Grenzen dicht, Hilfsgüter kommen nicht durch: Suppenküchen stellen für viele im Gazastreifen das Überleben sicher, aber auch ihnen gehen die Lebensmittelvorräte aus.
Mit dem Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel ist der Nahost-Konflikt eskaliert. Noch immer sind nicht alle Geiseln frei - Israel fliegt weiter Angriffe auf Gaza.