Trump-Reise durch Golfstaaten: Geschäfte in der Grauzone
Trump-Reise durch Golfstaaten:Geschäfte in der Grauzone
von Elmar Theveßen
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Trump beginnt heute seine Reise durch drei Golfstaaten. Dabei geht es vor allem um wirtschaftliche Vorteile für die USA. Kritiker warnen, dass der US-Präsident Interessen vermischt.
Donald Trump wurde zum Start seiner Reise durch drei Golfstaaten in Saudi-Arabien von Kronprinz Mohammed bin Salman empfangen.
Quelle: dpa
Der Anruf war so richtig nach dem Herzen von Donald Trump: Ein echter Kronprinz aus dem Orient versprach ihm eine märchenhafte Summe - 600 Milliarden Dollar. Natürlich sollte es kein persönliches Geschenk sein, obwohl der saudische Thronfolger Mohammed bin Salman unmittelbar nach der Amtseinführung des neuen US-Präsidenten im Januar der allererste Gratulant aus dem Ausland war. Am Telefon versprach er Milliardeninvestitionen in den USA.
Aber Trump, der selbsternannte größte Dealmaker aller Zeiten, feilschte um mehr. Der Prinz solle doch auf eine Billion Dollar aufrunden, dann würde ihn seine erste Auslandsreise in das Königreich am Arabischen Golf führen. Genauso kam es, wenn man Trumps Teilnahme an der Beerdigung des Papstes in Rom außer Acht lässt.
Am Rande der Trauerfeier für Papst Franziskus sprach US-Präsident Trump mit dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj. Anschließend drohte Trump Russland mit Sanktionen.26.04.2025 | 2:02 min
Staatliche Handelsbeziehungen und privates Profitstreben
Donald Trumps Terminplan liest sich wie eine ausgedehnte Tour auf einem Basar, der sich über drei Länder erstreckt - Saudi-Arabien, Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate. Hier in Riad werden zunächst US-Waffenlieferungen im Wert von über 100 Milliarden Dollar an das Königreich vereinbart. Dann nehmen Trump und seine Wirtschaftsdelegation - darunter die Konzernchefs von IBM, CitiGroup und BlackRock - am amerikanisch-saudischen Investitionsforum teil.
Es geht um viel Geld und gute Geschäfte, einige von ihnen mit anrüchigem Charakter. Denn sie erwecken den Anschein, der Präsident des mächtigsten Landes der Erde wolle nicht nur Amerika, sondern auch sich selbst bereichern.
Trumps Aussagen sorgen für Kursschwankungen an der Börse. Weil einige offenbar profitierten, steht nun der Verdacht auf Insiderhandel im Raum. 11.04.2025 | 2:17 min
Trump ist einer der größten Förderer der LIV Golf, einer neuen Liga für den Profigolfsport, die fast komplett aus einem Fonds des saudischen Königshauses finanziert wird und auch auf den Golfplätzen des Trump-Konzerns große Turniere durchführt - gegen eine bis zu siebenstellige Nutzungsgebühr. Die LIV sieht sich als Konkurrenz zur PGA, dem Verband für den Profi-Golfsport. Trump wünscht sich eine milliardenschwere Investition des saudischen Unternehmens in die PGA. Auch eine Übernahme scheint nicht ausgeschlossen.
Ob der Präsident und der Kronprinz bei Begrüßungstee und feierlichem Bankett am Abend wirklich penibel zwischen staatlichen Handelsbeziehungen und privatem Profitstreben trennen?
In der Regel schließt Trump Geschäfte durch Kredite ab. Die Golfplätze in Schottland hingegen habe er laut eigenen Angaben bar bezahlt. Doch die Golfplätze schreiben seit Jahren Verluste. Nutzt der US-Präsident sie zur Geldwäsche?02.11.2020
Trump ist ein willkommener Gast in der Golfregion
Ähnliche Interessenkonflikte gibt es auch bei den weiteren Stopps der Reise. In Doha treibt Trumps Konzern, derzeit unter der Regie seiner Söhne Eric und Donald Jr., die Planungen für ein neues Luxusgolfressort voran. Es ist eines von sechs großen Immobilienprojekten in der Region, bei denen das amerikanische Unternehmen mit der Firma "Dar Global" aus Saudi-Arabien zusammenarbeitet, die ebenfalls eng mit dem Königshaus verdrahtet ist. Die neuen Hotels und Clubanlagen - auch in Dubai, Oman und Saudi-Arabien - sollen später für die Nutzung des Namens "Trump" Lizenzgebühren in Millionenhöhe entrichten.
Kein Wunder, dass Donald Trump in der reichen Golfregion ein willkommener Gast ist, den man auch gern reich beschenkt. Die Königsfamilie von Katar möchte ihm gern einen luxuriösen Passagierjet für seine Präsidentenreisen zur Verfügung stellen. Die 13 Jahre alte Boeing 747-8 ist deutlich moderner und chicer als die derzeitige Air Force One.
Mit einem Wert von stolzen 400 Millionen Dollar wäre sie das größte Geschenk, das je einem US-Präsidenten gemacht wurde, obwohl doch die Verfassung der Vereinigten Staaten ausdrücklich die Annahme solcher Gaben oder anderer Vorteile von einem "König, Prinzen oder ausländischem Staat" verbietet.
Trumps erste 100 Tage im Amt zeigen bereits ihre Auswirkungen. Welche Veränderungen nimmt der neue US-Präsident an Wirtschafts- und Sozialpolitik und der aktuellen Weltordnung vor?30.04.2025 | 43:59 min
Schlupfloch in einem jahrhundertealten Verbot
Doch US-Justizministerin Pam Bondi glaubt, ein Schlupfloch in dem jahrhundertealten Verbot gefunden zu haben, durch das der Jumbojet im wahrsten Sinne des Wortes hindurchpasst. Die Maschine soll zunächst als Leihgabe an die US-Luftwaffe übergeben und dann zur neuen AF-1 umgerüstet werden.
Kurz vor Ende von Trumps zweiter Amtszeit würde die 747 dann an die "Trump Presidential Library Foundation" gestiftet, so dass Trump im Ruhestand nach Belieben über den Jet verfügen könnte. Doch anerkannte Rechtsexperten in den USA halten das für ein Aushebeln der Verfassung, Anführer der demokratischen Partei sprechen von Korruption.
Trump selbst sieht in allem kein Problem. Seine Pressesprecherin Karoline Leavitt wies kritische Nachfragen im Weißen Haus mit den Worten zurück:
Es ist lächerlich, dass irgendjemand in diesem Raum auch nur suggeriert, dass Präsident Trump irgendetwas zu seinem eigenen Vorteil macht.
„
Karoline Leavitt, Pressesprecherin von Donald Trump
Aber auch sein Besuch in Abu Dhabi am Donnerstag wird vom Verdacht der Vorteilsnahme überschattet. Erst vor wenigen Wochen gaben Trumps Sohn Eric und sein Geschäftsfreund Zach Witkoff bei einer Konferenz in Dubai bekannt, dass ein regierungsnahes Investmentunternehmen aus Abu Dhabi einen Deal über zwei Milliarden Dollar in Kryptowährung der Firma World Liberty Financial abwickeln wird. Die WLF, die im Besitz der Trump-Familie ist, wird an dem Geschäft Millionen mitverdienen.
Zach Witkoff, einer der Mitgründer des Unternehmens, ist der Sohn des Präsidentenberaters und US-Unterhändlers Steve Witkoff, der die Friedensbemühungen in Nahost und in der Ukraine vorantreiben soll. Auch hier ist die Vermischung zwischen staatlichen und privatwirtschaftlichen Interessen unübersehbar.
"Es sieht ganz danach aus, als wäre Trump eingeschwenkt auf Putins Kurs", sagt David Sauer, Washington. "Das sind schlechte Nachrichten für die Europäer".12.05.2025 | 2:32 min
Kein Abstecher nach Israel
Vor diesem Hintergrund wundert es nicht, dass es bei Trumps Friedensplänen für die Welt vor allem um die Wirtschaftsinteressen seines Landes und seiner Firmen geht. Und so wird es bei dieser Reise wohl kaum um politische Konzepte zur Lösung der Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten gehen.
Trump macht nicht einmal einen Abstecher nach Israel, das er bei seiner allerersten Auslandsreise als US-Präsident 2017 auf dem Weg nach Saudi-Arabien besucht hatte. Das Verhältnis zum israelischen Premierminister Netanjahu gilt als angespannt, vielleicht auch, weil er Trump keine märchenhaften Milliardeninvestitionen versprochen hat.
Elmar Theveßen ist Leiter des ZDF-Studios Washington D.C.