Ukraine-Krieg: Kiew und Moskau beenden Gesprächsrunde in Türkei
Verhandlungen in Istanbul:Kiew und Moskau beenden Gesprächsrunde
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Die Gespräche zwischen Russland und der Ukraine in Istanbul sind beendet. Moskau stellte harte Bedingungen, Kiew nennt sie "inakzeptabel". Wie geht es nun weiter?
Bei den ersten Gesprächen seit Jahren vereinbaren Russland und die Ukraine einen großen Gefangenenaustausch. Keine Fortschritte gibt es bei einer Waffenruhe und Gebietsfragen.16.05.2025 | 2:53 min
Die Gespräche zwischen ukrainischen und russischen Vertretern in Istanbul sind beendet. Nach Angaben des türkischen Außenministeriums dauerten die unter Vermittlung Ankaras geführten Verhandlungen rund anderthalb Stunden.
Kiew und Moskau haben dabei einen großen Austausch von jeweils 1.000 Kriegsgefangenen vereinbart. Das bestätigten Russlands Chefunterhändler Wladimir Medinski und der ukrainische Verteidigungsminister Rustem Umjerow. Ein genauer Zeitpunkt wurde nicht genannt. Der Austausch solle aber "in nächster Zeit" erfolgen, sagte Umjerow. Es wäre der zahlenmäßig größte Gefangenenaustausch seit Kriegsbeginn. Zudem ist der vereinbarte Austausch bislang das einzig bekannte Resultat des Gesprächs in Istanbul.
Es könnte ein neues Sanktionspaket der EU gegen Russland geben, das "noch schärfer" sei, um den Banken-, Finanz- und Energiebereich zu treffen, so ZDF-Korrespondent Wulf Schmiese.16.05.2025 | 2:23 min
Russland stellt "inakzeptable Forderungen"
Bei den Gesprächen scheine "nicht viel rausgekommen zu sein", sagt ZDF-Korrespondent Armin Coerper. Ukrainischen Quellen zufolge habe Russland gefordert, dass sich für eine 30-tägige Waffenruhe die ukrainische Armee komplett aus den vier teilweise von Russland besetzten Gebieten zurückziehen müsse. "Das ist für die Ukrainer sicher nicht akzeptabel."
Ein ukrainischer Regierungsvertreter sagte der Nachrichtenagentur AFP, Russland habe bei den Verhandlungen beider Länder in Istanbul "inakzeptable Forderungen" erhoben, um die Gespräche scheitern zu lassen.
Das Friedensgespräch in Istanbul brachte erste Erfolge, doch ob und wie es mit den Gesprächen weitergeht, ist derzeit unklar. ZDF-Korrespondent Armin Coerper berichtet.16.05.2025 | 1:06 min
Die ersten direkten Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine seit über drei Jahren wurden nach Angaben aus dem türkischen Außenministerium am Nachmittag beendet.
Die rund 90-minütigen Verhandlungen begannen am Mittag in Istanbul - nach einem diplomatischen Tauziehen in den Tagen zuvor. Eröffnet wurde das Treffen von Außenminister Hakan Fidan, der eine rasche Waffenruhe forderte und nach Angaben seines Ministeriums auch während der Gespräche anwesend war.
Die russische Delegation wurde von Präsidialberater Wladimir Medinski geleitet, die ukrainische Seite von Verteidigungsminister Rustem Umerow. Kremlchef Wladimir Putin hatte am Sonntag in Reaktion auf eine europäische Initiative für eine 30-tägige Feuerpause direkte Verhandlungen mit der Ukraine in Istanbul vorgeschlagen.
Wie die Menschen in der Ukraine die Istanbuler Gespräche beurteilen, erläutert ZDF-Korrespondent Timm Kröger.16.05.2025 | 1:00 min
Selenskyj vor Ort, Putin bleibt fern. Gespräche scheitern
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj reiste zwar in die Türkei, nahm jedoch nicht persönlich an den Gesprächen teil, unter anderem, weil Kremlchef Wladimir Putin nur eine Delegation auf Arbeitsebene entsandt hatte.
Der Verhandlungsauftakt war für Donnerstag vorgesehen. Trotz der Vermittlung durch die Türkei kam es jedoch nicht zu einem direkten Gespräch. Putins Fernbleiben hatte die Hoffnungen auf greifbare Ergebnisse gedämpft.
Die Positionen von Russland und der Ukraine liegen weiterhin sehr weit auseinander:
Russland besteht darauf, dass in den Gesprächen die "Grundursachen" des Konflikts angesprochen werden, einschließlich einer "Entnazifizierung" und Entmilitarisierung der Ukraine - zwei vage Begriffe, die Moskau zur Rechtfertigung der Invasion verwendet. Moskau verlangt auch die Abtretung ukrainischer Gebiete, die derzeit von der russischen Armee besetzt sind. Russlands Außenminister Sergej Lawrow hatte die Anerkennung der Annexion der Krim und der ebenfalls von Moskau annektierten - aber nur teilweise kontrollierten - Regionen Donezk, Luhansk, Cherson und Saporischschja Ende April als "unabdingbar" bezeichnet.
Die Ukraine betrachtet die Annexionen als illegalen Landraub. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte in der Vergangenheit aber eingeräumt, dass die Ukraine die Gebiete womöglich nur auf diplomatischem Wege zurückerhalten könnte. Die Forderung des Westens und der Ukraine, einer 30-tägigen bedingungslosen Waffenruhe zuzustimmen, lehnt Russland bislang ab.
(Quelle: AFP - Stand: 16. Mai 2025)
USA: Geringe Hoffnungen auf Gespräche
Donald Trump drängt auf ein schnelles Kriegsende, bleibt aber vage in seiner Rolle als Verbündeter der Ukraine. Sorge bereitet, dass er und Putin heimlich eine Einigung zulasten Kiews treffen könnten.
Eine Aussage Trumps schürte diese Befürchtungen: Bei seiner Golfstaaten-Reise sagte er, er glaube nicht an Erfolge der Gespräche in Istanbul. "Es wird nichts passieren, bis Putin und ich uns treffen." Auch Außenminister Rubio äußerte sich ähnlich zurückhaltend.
"Europa hat sich vorgenommen noch mal geschlossener und energischer aufzutreten", berichtet ZDF-Korrespondent Ulf Röller zu den Ukraine-Friedensverhandlungen, aus Brüssel.16.05.2025 | 2:50 min
Russland drohen weitere Sanktionen aus der EU, nachdem der Kreml eine Forderung nach einer 30-tägigen Waffenruhe hatte verstreichen lassen. Putin hatte der Forderung die Gesprächsangebote in Istanbul entgegengesetzt. Ein neues Sanktionspaket der EU stellte Bundeskanzler Friedrich Merz für kommende Woche in Aussicht.
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Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.