Stummer Schlaganfall: Ursache, Symptome, Behandlung und Folgen
Hohe Dunkelziffer:Stummer Schlaganfall meist zufällig entdeckt
von Silke Potthoff
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Ein stummer Schlaganfall bleibt oft unbemerkt, weil er nicht zu typischen Symptomen führt. Häufig ist er ein ernstes Warnsignal dafür, dass ein akuter Hirninfarkt bevorsteht.
Stumme Schlaganfälle können für das Gehirn eine große Gefahr darstellen. Warum sie nur schwer zu erkennen sind.09.05.2025 | 5:19 min
Ein Schlaganfall, der keine Beschwerden verursacht? Kein Problem, sollte man meinen. Doch solche sogenannten stummen oder stillen Schlaganfälle können Vorboten für einen schweren akuten Hirninfrakt sein. Meist werden sie zufällig entdeckt. Experten gehen daher von einer hohen Dunkelziffer Betroffener aus.
Bei einem Schlaganfall werden Teile des Gehirns nicht mehr ausreichend durchblutet. Dadurch kann es zu einem Ausfall bestimmter Funktionen kommen, schlimmstenfalls mit lebensbedrohlichen Folgen.
Allein in Deutschland erleiden jährlich etwa 270.000 Menschen einen Schlaganfall. 40 Prozent der Patienten versterben innerhalb des ersten Jahres an den Folgen des Schlaganfalls. Schlaganfälle sind damit die dritthäufigste Todesursache. Rund 60 Prozent der Patienten sind ein Jahr nach dem Schlaganfall auf Therapie, Hilfsmittel oder Pflege angewiesen.
In Deutschland gibt es heute in über 350 Krankenhäusern Spezialstationen, sogenannte Stroke Units, zur schnellen und umfassenden Behandlung von Schlaganfall-Patienten.
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Schlaganfall, TIA oder stummer Hirninfarkt?
Bei einem akuten Schlaganfall kommt es durch eine plötzlich auftretende, dauerhafte Durchblutungsstörung zu typischen Symptomen wie Lähmungen, Seh- und Sprachstörungen. Oft ist nur eine Körperseite vom Schlaganfall betroffen. Ursache ist häufig ein Blutgerinnsel, das ein Blutgefäß im Gehirn verschließt - seltener eine Hirnblutung durch ein geplatztes Blutgefäß.
Bei der transitorischen ischämischen Attacke, kurz TIA, handelt es sich um eine vorübergehende Durchblutungsstörung im Gehirn. Die Symptome sind meist ähnlich wie bei einem akuten Schlaganfall, verschwinden aber innerhalb von 24 Stunden wieder, weil sich das Gerinnsel schnell wieder aufgelöst hat.
Ein Schlaganfall kann auch "stumm" verlaufen. Betroffene haben keine spürbaren Symptome oder nur leichte vorübergehende Störungen. Studien zeigen, dass solche stummen Schlaganfälle fünfmal häufiger auftreten als symptomatische Hirninfarkte.
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von Andreas Kürten und Lukas Wagner
Warum ein stummer Schlaganfall nicht bemerkt wird
Ein stummer Schlaganfall kann sich unbemerkt im Schlaf ereignen. Er kann zudem in Regionen des Gehirns auftreten, deren Beeinträchtigungen kaum auffallen, weil sie nicht mit Funktionen wie Sprache oder Bewegung belegt sind.
Auch können Funktionsausfälle von anderen Teilen des Gehirns kompensiert werden. So bleiben klassische Beschwerden einfach aus, erklärt Andreas Meisel, Neurologe an der Charité - Universitätsmedizin Berlin.
Es gibt Areale im Gehirn, die nicht mit Funktionen belegt sind, die man bemerkt.
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Prof. Dr. Andreas Meisel, Neurologe
Eine weitere Möglichkeit ist, dass der Schlaganfall zwar vorübergehend leichte Symptome verursacht hat, diese aber von den Betroffenen nicht richtig gedeutet oder ignoriert wurden.
Häufig werden stumme Hirninfarkte als Zufallsbefund bei einer Computertomografie des Kopfes entdeckt, weil die Schädigung im Gehirn als solche sichtbar wird, etwa als Narbengewebe.
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Stummer Schlaganfall und die Folgen
Stumme Schlaganfälle erhöhen das Risko für weitere akute Schlaganfälle. Zudem können mehrere kleine, unbemerkte Schlaganfälle langfristige Auswirkungen haben. Dazu gehören Gedächtnisstörungen, Wesensveränderungen und Gangstörungen.
Für die Betroffenen kann die Entdeckung eines stummen Schlaganfalls lebensrettend sein, vor allem wenn sie aus einem völlig anderen Grund in die Klinik gekommen sind. Ärzte können dann entsprechende Maßnahmen einleiten, um einem schweren Schlaganfall vorzubeugen.
Ein Mensch, der einen unbemerkten Schlaganfall hatte, ist ein Hochrisikopatient für einen weiteren akuten Schlaganfall.
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Prof. Dr. Andreas Meisel, Charité - Universitätsmedizin Berlin
Schon bei Verdacht auf einen Schlaganfall sollte sofort der Notruf 112 gewählt werden. Auf keinen Fall sollte man Symptome ignorieren oder abwarten, ob diese wieder verschwinden. Mithilfe des FAST-Tests können auch Laien schnell und einfach überprüfen, ob bei einer Person ein Schlaganfall vorliegt.
Behandlung von stummen Schlaganfällen
Die Therapie konzentriert sich darauf, weiteren Schlaganfällen vorzubeugen. Dabei sind bestimmte Risikofaktoren von großer Bedeutung. So haben Menschen mit Gefäßverkalkung, hohem Blutdruck und Vorhofflimmern ein erhöhtes Schlaganfall-Risiko. Die Gefahr nimmt außerdem mit dem Alter zu.
Mangelnde Bewegung, Übergewicht, ungesunde Ernährung, erhöhte Cholesterinwerte, Diabetes und Rauchen verstärken zusätzlich das Risiko für Gefäßerkrankungen, die Schlaganfälle begünstigen.
Betroffene müssen entsprechend ihren Vorerkrankungen medikamentös behandelt werden, etwa durch Blutdrucksenker oder Gerinnungshemmer. Zusätzlich reduziert eine Änderung des Lebensstils wie regelmäßige Bewegung, eine ausgewogene, fettarme Ernährung und der Verzicht auf das Rauchen die Gefahr für Hirninfarkte.
Nach einem Schlaganfall steigt die Gefahr, dass er sich wiederholt. Die gute Nachricht: Betroffene können selbst viel tun, um das Risiko für einen zweiten Schlaganfall zu senken.
von Julia Zipfel
mit Video
Quelle: dpa
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