Bundeswehr wirbt um Nachwuchs: Schnuppertage bei Panzerpionieren

Einblick bei Panzerpionieren:Wie die Bundeswehr um junge Menschen wirbt

von Dorte Störmann
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Die Bundeswehr sucht händeringend Nachwuchs - etwa mit den "Discovery Days" in Havelberg. Fünf Tage lang können junge Menschen hier teilnehmen. Was interessiert sie an der Arbeit?

Bundeswehr Schnuppertag
In voller Montur laufen junge Menschen durchs Gelände und sind für einen Tag Soldat - bei den "Discovery Days". So wirbt die Bundeswehr um Nachwuchs, und das kommt bei einigen Schnupperkandidaten gut an.10.05.2025 | 5:00 min
Ein bisschen Sonne, ein paar Wolken: gute Bedingungen für einen Sieben-Kilometer-Orientierungsmarsch. Und so fällt es den 15- bis 19-Jährigen gar nicht so schwer, durch Wälder und Wiesen des Truppenübungsplatzes Havelberg in Sachsen-Anhalt zu marschieren. Dabei sind sie schon seit fünf Uhr wach, also seit neun Stunden. Und das den dritten Tag in Folge.
"Bisschen Schlafmangel, aber ansonsten geht’s," sagt Max, 18 Jahre alt, Gymnasiast aus Hessen. Realschülerin Josi, 16, aus Sachsen, und Noah, fast 17, der gerade seinen Hauptschulabschluss macht, stimmen zu.
Seit gut zwei Stunden suchen sie nur mit einem Kompass den Weg zum Nachtlager. Sie können sich vorstellen, nach der Schule bei der Bundeswehr anzuheuern. Noah meint:

Ich finde den Dienst sehr respektabel.

Noah

Noahs Vater war schon bei der Bundeswehr. Josi und Max hatten Interesse an der Polizei, sind Outdoor-Fans.
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Bundeswehr testen bei den Panzerpionieren

Jetzt sind die drei bei den Panzerpionieren von Havelberg gelandet. Die meisten der 25 Teilnehmenden hier sind Schüler, extra für das Programm "Discovery Days" freigestellt. Deutschlandweit findet das mehrmals im Jahr statt.
Allein heute haben sie viel hinter sich. Wecken, packen, Frühstück, dann drei Stunden Theorie. In der Waffenkunde hat ihnen ein Ausbilder Sprengkörper gezeigt. Der Sanitätsdienst hat erklärt, wie er verletzte Soldaten hinter der Front birgt. Und im Tauch-Trainingsbecken: Grundlagen der Unterwasserarbeit.
Alle Ausbilder sind freundlich, aber direkt. Verletzung, Blut, Feind - immer wieder fallen solche Vokabeln. Denn die Bundeswehr braucht Nachwuchs - und der soll wissen, worauf er sich einlässt.
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Nachwuchsmangel nach Aussetzen der Wehrpflicht

Denn da gibt es ein Problem: 2011 wurde die Wehrpflicht ausgesetzt. Doch seit dem russischen Überfall auf die Ukraine hat sich die Sicherheitslage verändert. Derzeit gibt es etwa 183.000 Soldatinnen und Soldaten, bis 2031 sollen es mindestens 203.000 sein. Wehrexperten plädieren sogar für 230.000. Das geht nicht, ohne die Werbetrommel zu rühren.
"Durch das Ende der Wehrpflicht sind wir weg vom Abendbrotgespräch", sagt Peter Pätzold, Karriereberater der Bundeswehr, der bei den "Discovery Days" in Havelberg immer dabei ist.

Früher hatte man immer jemanden im Bekannten- und Verwandtenkreis, der Soldat war.

Peter Pätzold, Karriereberater der Bundeswehr

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Jugendmarketing mit den "Discovery Days"

Jetzt bleibe nur: offensives Marketing, wie etwa mit den "Discovery Days". Die Hoffnung: Die Jugendlichen erzählen von ihren Erlebnissen. Und: Sie verpflichten sich später.
Noah hatte davon gehört, sich dann beworben. Max und Josi hatten die Bundeswehr bei Berufsorientierungstagen kennengelernt. Sie sehen sich in der Verantwortung. Vor allem, seit es in Europa Krieg gibt, seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine.

Und wenn man dann gehört hat, dass Deutschland nicht unbedingt wehrfähig ist, ist es dann natürlich wichtig, dass man da vielleicht auch selbst die Initiative ergreift.

Max, 18 Jahre

"Ich habe ein bisschen Angst vor Krieg", sagt Josi. Angst, jemanden zu verlieren. Nach drei Stunden ist ihr Trupp endlich am Nachtlager angekommen. Schon geht es mit dem Aufbau weiter: Heute wird draußen übernachtet. Um 18 Uhr dann führt ein Dachs-Räumpanzer vor, wie er Gräben zuschütten würde. Überall Staub, Ketten rasseln, der Motor dröhnt.
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Schüler: "Für Familie, Freunde und alle, die in Deutschland leben"

Noah, Josi, Max und viele der anderen können sich auch nach drei Schnuppertagen weiter vorstellen, zur Bundeswehr zu gehen. Also möglicherweise auch in einen Krieg zu müssen. Die Angst davor sei natürlich da.

Ich würde es für Freunde und Familie machen. Für alle, die in diesem Land leben. Damit sie sicher leben können.

Max

Josi und Noah sehen das auch so. Und dann müssen sie weiter. Insgesamt werden es fast 16 Stunden Tagesprogramm sein. Und zwei Tage liegen noch vor ihnen.
Dorte Störmann ist Reporterin im ZDF-Studio in Brandenburg.

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