Commerbank: Übernahmekampf gegen Unicredit

Analyse

Hauptversammlung:Commerzbank bleibt im Visier der Unicredit

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von Frank Bethmann
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Zuletzt war es ruhig geworden um den Übernahmekampf zwischen Unicredit und Commerzbank. Ob die Frankfurter Großbank eigenständig bleibt, ist aber weiter völlig ungewiss.

COMMERZBANK steht in goldenem Schriftzug an der Fassade eines Gebäudes.
Die Commerzbank will 3.900 Stellen abbauen, den Großteil davon in Deutschland. Sie hat sich mit dem Betriebsrat geeinigt, dies möglichst sozialverträglich zu tun.15.05.2025 | 1:31 min
Mit einer Breitseite torpedierte Unicredit-Chef Andrea Orcel die zuletzt sehr guten Geschäftszahlen der Commerzbank: Der Gewinn im ersten Quartal sei nur durch Sondereffekte erzielt worden und längst nicht so gut, wie es den Eindruck mache, sagte der Italiener.
Der neue Gesamtbetriebsratsvorsitzende der Commerzbank, Sascha Uebel, hält im Gespräch mit ZDFheute dagegen:

Der steigende Aktienkurs gibt uns recht. Das, was wir tun, funktioniert. Es gibt ja inzwischen ganz viele Stimmen, die eine Übernahme durch die Unicredit kritisch sehen.

Sascha Uebel, Vorsitzender Gesamtbetriebsrat der Commerzbank

Die Arbeitnehmerseite, für die er spricht, hat sich längst positioniert. Zusammen mit der Konzernspitze um Bettina Orlopp habe man die Abwehr der Übernahme organisiert, die als feindlich empfunden wird.
Frank Bethmann im Anzug mit ZDF-Mikrofon
Die Commerzbank will in Deutschland Stellen abbauen, das aber sozialverträglich tun. Frank Bethmann berichtet, weshalb die Gewerkschaft dem Plan zustimmt.15.05.2025 | 1:53 min

Abwehrkampf gegen Unicredit: Betriebsrat stimmt Stellenabbau zu

Noch am Tag vor der Hauptversammlung wurden bei einer Sondersitzung des Gesamtbetriebsrates wichtige Weichen dafür gestellt: durch das Ja zum sozialverträglichen Abbau von 3.300 Arbeitsplätzen in Deutschland. Es ist ein wichtiger Baustein, um die ehrgeizigen Gewinnziele der Bank zu erreichen. "Wir haben hart verhandelt", betont Uebel.
Kein Gewerkschafter ist begeistert, wenn es um den Verlust von Jobs geht. "Das heißt ja auch nicht, dass wir zu allem Ja und Amen sagen." Doch aktuell gehe es auch um die Eigenständigkeit und die Zukunftsfähigkeit der gelben Bank.

Gemeinsam kann man Dinge schaffen. Und das ist das Signal, was wir an die Investoren auf der Hauptversammlung senden wollen.

Sascha Uebel, Vorsitzender Gesamtbetriebsrat der Commerzbank

SGS Bethmann
Viele Unternehmen wollen wie die Commerzbank in den kommenden Jahren Stellen streichen. Frank Bethmann zu den Auswirkungen.13.02.2025 | 1:27 min

Unicredit-Übernahme nicht vom Tisch

Ein bemerkenswerter Einklang, so nennt es der Gewerkschafter. Er erinnert zudem an die jüngste Bemerkung des neuen Finanzministers Lars Klingbeil (SPD): "Wir setzen auf die Eigenständigkeit der Commerzbank." Der Bund ist mit zwölf Prozent immer noch einflussreicher Großaktionär bei der Commerzbank. Es scheint also, als seien die Reihen geschlossen.
Hat sich die Übernahme durch die Unicredit damit praktisch erledigt? "Nein, keineswegs", sagt Bankenprofessor Hans-Peter Burghof von der Universität Hohenheim: "Die kann schon gelingen." Das Geld habe die Unicredit, sagt er mit Verweis auf die ebenfalls sehr gut laufenden Geschäfte der italienischen Großbank.
Für Burghof sollte sich die Unicredit eher eine andere Frage stellen:

Inwieweit kann sie denn noch was gewinnen daraus, wenn der Widerstand so groß ist und sie auch so viele Kundenbeziehungen verliert?

Hans-Peter Burghof, Universität Hohenheim

Es gebe ja vor allem auch viele Kunden, die das massiv ablehnten, die dann auch bei dieser neuen Großbank nicht mehr dabei wären, sagt der Experte. "Wie viel ist da also noch zu gewinnen?"
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Der Poker um die Übernahme der Commerzbank durch die italienische Großbank Unicredit begann schon 2024.24.09.2024 | 1:33 min

Arbeitnehmer sorgen sich vor Kahlschlag bei Übernahme

Auch Sascha Uebel, der seit 2004 bei der Commerzbank ist, zeigt sich skeptisch. "Ich habe erlebt, wie man während der Finanzkrise aus der Dresdner und Commerzbank einen nationalen Champion schmieden wollte. Und wir haben erlebt, was daraus geworden ist - am Ende ehrlicherweise ein Rohrkrepierer."
Eine Großbank mit fast 100.000 Mitarbeitern schrumpfte zusammen auf etwa 30.000. Dass sich ein solcher Kahlschlag wiederholt, genau davor haben sie auch heute wieder Angst. Außerdem lehre die Vergangenheit, dass die Kosten eines solchen Zusammenschlusses immens wären: "Die kurzfristigen Gewinne, auf die man ja immer aus ist bei einer solchen Übernahme, die würden sich ja gar nicht abzeichnen", so Uebel.

Keiner wüsste, wie groß das Risiko ist.

Sascha Uebel, Vorsitzender Gesamtbetriebsrat der Commerzbank

Mitarbeiter zeigen Geschlossenheit im Übernahmekampf

Auch für die Anteilseigner der Unicredit sei eine solche Übernahme mit erheblichen Risiken behaftet, findet Bankenexperte Burghof. Aus seiner Sicht würden die Nachteile einer solchen Fusion ebenfalls überwiegen. Gleichwohl ist er sich sicher, dass Unicredit-Chef Andrea Orcel nicht locker lassen wird:

Da kämpft, glaube ich, das Machtstreben mit Vernunftargumenten.

Hans-Peter Burghof, Universität Hohenheim

Orcel gilt als durchsetzungsstarker Investmentbanker, dem "zuletzt viel gelungen sei", so der Bankenfachmann. "Da hat alles geklappt, jetzt klappt mal was nicht. Und das ist für einen solchen Typus Mensch, ganz, ganz schwer einzugestehen", vermutet Burghof.
Auch für den Gesamtbetriebsratsvorsitzenden der Commerzbank geht der Kampf weiter. Uebel und seine Mitstreiter haben vor der heutigen Hauptversammlung einen Protestmarsch organisiert. Eine "bewegte Betriebsversammlung", wie es heißt, mit der die Mitarbeiter demonstrieren wollen, wie geschlossen sie die Übernahmepläne der Unicredit ablehnen.

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