US-Medien: Hegseth teilte Huthi-Angriffspläne in Chat mit Ehefrau

Chat-Affäre:Druck auf US-Verteidigungsminister Hegseth wächst

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Ein Gruppenchat von US-Regierungsmitgliedern machte Schlagzeilen - jetzt gibt es Berichte über einen weiteren Vorfall. Trump stellt sich hinter seinen Verteidigungsminister.

Pete Hegseth vor dem Weißen Haus
Nach neuen Enthüllungen in der Chat-Affäre gerät US-Verteidigungsminister Pete Hegseth immer mehr unter Druck. Er soll vertrauliche Informationen in Gruppenchats geteilt haben.22.04.2025 | 0:27 min
US-Verteidigungsminister Pete Hegseth gerät nach neuen Enthüllungen in seiner Chat-Affäre immer stärker unter Druck. Erstmals forderte auch ein Abgeordneter der Republikaner von Präsident Donald Trump Konsequenzen für Hegseth. Der Sender NPR berichtete, die Suche nach einem Nachfolger habe bereits begonnen. Das Weiße Haus wies das wenig später zurück.
Hegseth soll Medienberichten zufolge Militärpläne zu Angriffen auf die Huthi-Miliz im Jemen in einem Gruppenchat über die App Signal auch mit seiner Ehefrau und anderen Personen geteilt haben. Hegseths Bruder und sein persönlicher Anwalt sollen demnach auch Chat-Mitglieder gewesen sein - beide haben laut den Medienberichten Jobs im Pentagon, seine Frau hingegen nicht.
Hegseth wies die Berichte am Montag zurück und warf den Medien vor, "Lügen" und "anonyme Verleumdungen" zu verbreiten. Sie zitierten anonyme Quellen, um "Menschen zu zerstören und ihren Ruf zu ruinieren", sagte der Pentagonchef. Das werde bei ihm nicht funktionieren.
US-Verteidigungsminister Pete Hegseth beim traditionellen Easter Egg Roll auf dem Rasen des Weißen Hauses in Washington.
In den USA weitet sich der Chat-Skandal um Verteidigungsminister Hegseth aus: Er soll geheime Militärdaten über einen privaten Signal-Chat mit seiner Ehefrau geteilt haben.21.04.2025 | 0:27 min

Republikaner: "Völlig inakzeptabel"

Der republikanische Kongressabgeordnete Don Bacon, ein ehemaliger Luftwaffen-General und Mitglied im Verteidigungsausschuss, sagte dem Magazin "Politico", Hegseth agiere amateurhaft.
Wenn die Berichte über den zweiten Signal-Chat stimmten, sei das "völlig inakzeptabel". Er wolle dem Weißen Haus nicht vorschreiben, wie damit umzugehen sei, aber: "Wenn ich das Sagen hätte, würde ich das nicht tolerieren."

Rückendeckung von Donald Trump

NPR berichtete unter Berufung auf einen nicht namentlich genannten Regierungsbeamten, das Weiße Haus habe das Verfahren zur Suche nach einem Nachfolger für Hegseth eingeleitet.
Trump-Sprecherin Karoline Leavitt bezeichnete das als "Fake News" - und verwies darauf, dass der Präsident Hegseth Stunden zuvor öffentlich den Rücken gestärkt hatte.
Die Nachrichtenagentur Reuters zitierte den Präsidenten:

Pete macht einen großartigen Job. Alle sind zufrieden mit ihm.

Donald Trump, US-Präsident

Auf die Frage, ob er weiterhin Vertrauen in Hegseth habe, antwortet er: "Oh, absolut." Auch das Weiße Haus unterstellte kürzlich entlassenen Mitarbeitern des Verteidigungsministeriums, Falschbehauptungen zu verbreiten.
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Demokraten fordern Rücktritt

Mehrere demokratische Abgeordnete forderten hingegen den Rücktritt Hegseths. Der Verteidigungsminister habe nun bereits "zweimal geheime Militärpläne weitergegeben - diesmal über einen ungesicherten Signal-Chat auf einem privaten Gerät an Freunde und Familie", kritisierte der Abgeordnete Jim McGovern.
Hegseth sei "eine wandelnde Katastrophe für die nationale Sicherheit und muss zurücktreten oder entlassen werden". Auch die Senatoren Mark Warner, Andy Kim und Elissa Slotkin forderten einen Rücktritt Hegseths.
Hegseths ehemaliger Pressesprecher John Ullyot, der seinen Posten vor einer Woche aufgegeben hat, schrieb von einem "Monat des totalen Chaos im Pentagon". In einem Meinungsbeitrag für die Plattform "Politico" schrieb er:

Präsident Donald Trump ist dafür bekannt, dass er seine Spitzenbeamten zur Rechenschaft zieht. Angesichts dessen ist es schwer vorstellbar, dass Verteidigungsminister Pete Hegseth noch lange in seinem Amt bleibt.

John Ullyot, ehemaliger Hegseth-Sprecher

Verbindung zu früherer Chat-Affäre

Der Fall folgt auf die Affäre um einen geheimen Gruppenchat hochrangiger Regierungsmitglieder. Ende März hatte das US-Magazin "The Atlantic" die Inhalte des Chats öffentlich gemacht, nachdem dessen Chefredakteur - vermutlich versehentlich - vom Nationalen Sicherheitsberater Mike Waltz in die Signal-Gruppe eingeladen worden war. Zu diesem Chat läuft bereits eine Untersuchung durch die interne Aufsicht des US-Verteidigungsministeriums.
Mitglieder des Gruppenchats waren die obersten Führungsköpfe zur nationalen Sicherheit der USA: neben Hegseth unter anderem Trumps Stellvertreter J.D. Vance, Waltz, der Chef des US-Auslandsgeheimdienstes CIA, John Ratcliffe, und die Geheimdienstkoordinatorin Tulsi Gabbard.
In dem Chat ging es um einen US-Militäreinsatz gegen die Huthi-Miliz im Jemen Mitte März. Hegseth machte detaillierte Angaben über Waffen und Angriffszeiten.
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Hegseth soll zweiten Chat selbst erstellt haben

Laut "New York Times" soll es bei dem nun zweiten bekannt gewordenen Chatverlauf ebenfalls um Militärpläne in diesem Kontext gegangen sein. Hegseth soll den zweiten Chat selbst erstellt haben.
Im Januar sollen rund ein Dutzend Mitglieder aus seinem persönlichen und beruflichen Umfeld Teil der Signal-Gruppe gewesen sein - das soll noch vor Hegseths Vereidigung als Verteidigungsminister gewesen sein.
Er soll demnach den Chat von seinem privaten Telefon aus genutzt haben.
Quelle: dpa, AFP, Reuters

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