Weinstein: Prozess um früheren Filmproduzent geht weiter

Filmproduzent vor Gericht:Weinstein-Prozess geht in die nächste Runde

von Clara Veihelmann
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Letzte Woche begann in New York der Prozess gegen den ehemaligen US-Filmproduzenten Harvey Weinstein. Unter Tränen sagte die erste von drei Frauen nun gegen ihn aus.

Harvey Weinstein sitzt in einem Gerichtssaal, hinter ihm stehen zwei Polizisten.
Im neu aufgelegten Prozess gegen den früheren US-Filmproduzenten Harvey Weinstein hat eine der Klägerinnen ihren Vergewaltigungsvorwurf bekräftigt.
Quelle: AP

Als Harvey Weinstein 2020 wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung zu 23 Jahren Haft verurteilt wurde, galt dies als Meilenstein für die "#MeToo"-Bewegung. Die Bewegung war 2017 durch eine Reihe an Vorwürfen wegen schwerer sexueller Übergriffe gegen Weinstein entstanden.
Doch dann folgte im vergangenen Jahr überraschend die Aufhebung des Urteils - wegen eines Verfahrensfehlers. Nun, fünf Jahre später, wird der Fall neu aufgerollt.
Harvey Weinstein sitzt im Gerichtssaal des New York State Court, wenige Tage vor Beginn seines Prozesses wegen sexueller Übergriffe. Er trägt einen dunklen Anzug und schaut ernst.
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Als Weinstein am 23. April 2025 im Rollstuhl in den New Yorker Gerichtssaal geschoben wurde, wirkte er blass und kraftlos. Der 73-Jährige ist schwerkrank: Er leidet an Knochenkrebs, Diabetes und weiteren Krankheiten. Während die zwölfköpfige Jury, die über das Urteil entscheiden wird, den Saal betrat, klopfte ihm sein Anwalt, Arthur Aidala, ermutigend auf die Schulter.

Weinstein-Prozess: Drei Frauen erheben Vorwürfe

Bereits im letzten Prozess hatte Miriam Haley gegen Weinstein ausgesagt. Nun trat sie am Dienstag, als erste von drei Frauen, erneut in den Zeugenstand. Neben der 48-Jährigen werden auch die Schauspielerin Jessica Mann und die neue Zeugin, Model Kaja Sokola, bei der Wiederaufnahme des Verfahrens aussagen.
Weinstein soll Mann vergewaltigt und Sokola sexuell belästigt haben. Staatsanwältin Shannon Lucey beschreibt die Beziehungen der Frauen zu dem Angeklagten so:

Er gab jeder dieser Frauen das Gefühl, klein zu sein. (…) Er hatte die ganze Macht. Sie hatten keine.

Shannon Lucey, Staatsanwältin

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Miriam Haley tritt erneut in den Zeugenstand

Miriam Haley wirkte angespannt und erschöpft, als sie von der Staatsanwaltschaft zu ihren Erlebnissen befragt wurde. Während sie ihre Erinnerungen schilderte, begann sie immer wieder zu weinen.
Im Jahr 2004 lernten sich Weinstein und Haley bei einer Filmpremiere in London kennen. Zwei Jahre später, wandte sie sich auf der Suche nach einem Job an den US-Produzenten.

Er war ein extrem erfolgreicher und mächtiger Produzent. Ich hoffte, dass er vielleicht irgendein Projekt hat, an dem ich arbeiten könnte.

Miriam Haley

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Und tatsächlich: Der Filmmogul vermittelte der damals 29-Jährigen einen Job als Produktionsassistentin bei der US-Serie Project Runway. Doch in den Monaten darauf habe er sie immer wieder zu sexuellen Handlungen drängen wollen. Laut eigenen Angaben wies sie diese Versuche stets zurück.

Ich habe immer deutlich gemacht, dass ich nicht auf diese Weise an ihm interessiert bin.

Miriam Haley

Schließlich soll er sie gegen ihren Willen zum Oralsex gezwungen und vergewaltigt haben. So schilderte es Haley in ihrer Aussage. Einige Male musste sie ihre Erzählung unterbrechen und begann zu weinen.
Weinstein schüttelte seinen Kopf, während Haley schluchzend berichtete: Der Angeklagte habe sie eine "Schlampe" und eine "Hure" genannt, während er sie 2006 in einem Hotelzimmer im Tribeca Grand Hotel in Manhattan zu sexuellen Handlungen gezwungen haben soll.
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"Ich bin keine Schlampe, ich bin keine Hure" habe sie geantwortet. Weinstein habe kein Kondom benutzt und in ihr ejakuliert. Danach soll er zu ihr gesagt haben: "Mach dir keine Sorgen, ich kann keine Kinder bekommen."

Ich war schockiert, gedemütigt, beschämt. [..] Ich war entsetzt und angewidert.

Miriam Haley

Damals suchte sie keine Hilfe bei der Polizei. Sie war ohne eine Arbeitsgenehmigung in die USA eingereist und hatte somit unerlaubt für Weinsteins TV-Produktion gearbeitet. Als sie sich 2017 den Vorwürfen anderer Frauen anschloss, tat sie dies, weil es nun um mehr gegangen sei als nur um sie.
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Weinsteins Verteidigung hält dagegen

Weinsteins Anwalt, Aidala, zeichnete ein anderes Bild. Die Frauen hätten Zugang zu den Welten gesucht, zu denen Harvey Weinstein gehörte. Er sei es gewesen, der "den Schlüssel" zu all den Räumen besaß, die sie betreten wollten. Bei den Beziehungen habe es sich daher um einvernehmliche, "für beide Seiten vorteilhafte" Verhältnisse gehandelt.

Diese Frauen sind süchtig nach Ruhm. […] Was sie von Anfang an wollten, haben sie nun endlich bekommen: Ruhm.

Arthur Aidala, Verteidiger von H.Weinstein

Aidala versprach den Geschworenen, ihnen den "ganzen Film" zu zeigen - nicht nur die Ausschnitte, die die Staatsanwaltschaft präsentieren wolle. Sein Mandant, Harvey Weinstein, plädiert auf nicht schuldig.
Der Prozess ist bis Ende Mai angesetzt. In dieser Zeit sollen noch die beiden weiteren Frauen in den Zeugenstand treten. Dann muss die Jury entscheiden, ob sie Harvey Weinstein für schuldig hält.

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Quelle: dpa

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